Du denkst darüber nach, einen Outcall zu veröffentlichen? Dafür gibt es kein Patentrezept und eine Veröffentlichung will gut überlegt sein. Wichtig ist eine gute Vorbereitung.
Die folgenden Punkte können dir vielleicht dabei helfen.
- Nimm die Zeit für die Vorbereitung
Überlege dir den Schritt einer Veröffentlichung gut. Sprich mit Menschen, denen du vertraust. Sorge im Vorfeld für alle notwendigen Strukturen. - Sorge unbedingt vor einer Veröffentlichung für Strukturen zu deiner Unterstützung!
Nimm Unterstützung an! Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu schützen und zeugt von Stärke!
Menschen mit Erfahrungen in Unterstützungsarbeit sind sehr von Vorteil, um keine unnötigen Fehler zu machen. Sind Freund*innen für die Unterstützung wirklich geeignet? – es macht Sinn, zusätzlich zur Unterstützungsgruppe freund*innenschaftliche Unterstützung zu haben. Wer kann freund*innenschaftlich wie (viel) unterstützen? Auf wen kannst du (realistisch!) bauen? Wer kann was übernehmen? Bedenke das Risiko privater Unstimmigkeiten mit Freund*innen. Bedenke die Belastbarkeit deiner Freund*innen und sprich mit ihnen über ihre Grenzen. - Checke deine emotionale Belastbarkeit und deine Grenzen ab
Hast du ein emotionales und evtl. psychologisches Auffangnetz? - Sprich über deine Erwartungen
Was erhoffst du dir von einer Veröffentlichung? Was möchtest du erreichen? Ist das realistisch? - Welche anderen Möglichkeiten gibt es außer eines Outcalls, diese Erwartungen zu erreichen?
Ist ein Outcall der richtige Weg, deine Hoffnungen und Erwartungen zu erfüllen? Wenn das Ziel z.B. Entlastung oder Heilung ist, ist eine Therapie vielleicht erst einmal hilfreicher – einen Outcall kannst du auch später noch veröffentlichen! - Sprich über mögliche Konsequenzen
Gehe mit deinen Unterstützer*innen die worst-case-Szenarien durch. Was für Reaktionen könnte die Veröffentlichung auslösen, von wem? Bedenke, dass Ermittlungen (gegen beide Seiten) möglich werden können, auch wenn du das nicht möchtest! Wie kannst du dich mit deinen Unterstützer*innen auf alle möglichen Konsequenzen vorbereiten? - Überlege dir, mit wem und wie öffentlich du den Outcall teilen willst
Wen möchtest du mit dem Outcall erreichen? Es ist auch möglich, einen Erfahrungsbericht z.B. nur in deinem Umfeld oder im Umfeld des Täters zu verbreiten. Bedenke, dass du keine Kontrolle über die Verbreitung einer Veröffentlichung hast! Du kannst die Zielgruppe des Outcalls später immer noch erweitern, aber nichts rückgängig machen. - Überlege dir, wie du deine Anonymität wahren kannst
- Überlege dir, wie du Inhalte benennen und einordnen willst
Wie, wie explizit und wie ausführlich möchtest du den Übergriff/die Übergriffe beschreiben? - Überlege dir, wie du den Täter beschreiben willst
Spitzname, (abgekürzter) bürgerlicher Name, Arbeitsort, Beschreibung, Fotos? Was ist wofür nötig? Bedenke mögliche (rechtliche) Konsequenzen. - Überlege dir, auf welcher Plattform du den Outcall veröffentlichen möchtest
Welche Plattformen stehen zur Verfügung? Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Plattformen? Möchte du Kommentare erlauben? (Bei Indymedia gibt es z.B. die Möglichkeit, Kommentare zu deaktivieren.) - Sprich dich mit deinen Unterstützer*innen gut ab
Was möchtest du abgeben? Wer kann was übernehmen? Wer soll wann wie für dich agieren? - Denke darüber nach, ob und wie du erreichbar sein möchtest
Eine E-Mail-Adresse kann z.B. weiteren Betroffenen ermöglichen, sich mit dir in Kontakt zu treffen. Rechne aber auch mit negativen Reaktionen über die Kontaktmöglichkeit. Möchtest du selbst direkt erreichbar sein? Es ist sinnvoll, dass deine Unterstützer*innen die Nachrichten für dich vorfiltert. - Sei dir bewusst, dass du eine Veröffentlichung nicht zurückziehen kannst
Ein Outcall ist erst der Anfang, nie das Ende oder die Lösung deiner Auseinandersetzung!
Wir hoffen, dich in deiner Situation mit dieser Liste unterstützen zu können und wünschen dir alles Gute für deinen Prozess.
Wir sind an deiner Seite!