Veranstaltungsreihe zu langfristigen Umgangsformen mit sexualisierter Gewalt innerhalb der linken Szene

organisiert vom Prozessplenum Jena.

Die Auseinandersetzung mit Sexismus und sexueller/sexualisierter Gewalt ist eine langwierige Sache. Das gilt überall, auch in Jena. Und so ist eineinhalb Jahre nach dem Outcall im August 2020 – der weder der erste noch der letzte Übergriff in der Jenaer Linken war – zwar einiges passiert, aber die Aufarbeitung ist immer noch in ihren Anfängen.

Die Pandemie und die mit ihr verbundenen Hygienemaßnahmen haben ihren Teil dazu beigetragen, aber sind nicht der Grund für diesen schleppenden Prozess. Vielmehr wurde vielfach entweder eine gewisse Hilflosigkeit sichtbar, wie mit Sexismus umzugehen ist, oder die Bereitschaft, sich mit dem auch eigenen Sexismus zu befassen, war schlicht insbesondere bei cis Männern nicht gegeben.

Beide Schwierigkeiten haben damit zu tun, dass eine politische Auseinandersetzung mit Sexismus und sexueller/sexualisierter Gewalt immer auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen privaten Leben ist. Zugleich ist das auch der Grund, warum sie dennoch wichtig ist: Weder unser alltägliches Leben noch unsere Politik können darauf warten, dass Sexismus der Vergangenheit angehört. Zugleich ist in den letzten Monaten einiges passiert: Auch über den Winter haben regelmäßige Vernetzungsplena stattgefunden, aus denen heraus mehrere AGs zur Aufarbeitung aktiv sind.

Um gemeinsam den Aufarbeitungsprozess weiterzuführen und uns mit den Schwierigkeiten im Privaten und Politischen auseinanderzusetzen, die uns dabei begegnen, haben wir eine kleine Veranstaltungsreihe organisiert. Sie umfasst einen Workshop und einen Vortrag und darüber hinaus drei/vier Treffen, in denen wir uns austauschen, uns organisieren und weitere konkrete Aktivitäten planen können.

Programm

So., 10.04., 14:00 Uhr
online, Link nach Anmeldung an anmeldung(at)prozess(.)icu
Rona Torenz
Ja heißt Ja?
Feministische Debatten um einvernehmlichen Sex
Workshop

Feministinnen haben das Konzept „Ja heißt Ja“ entwickelt, um damit sexualisierte Grenzverletzungen und Übergriffe zu verhindern. Wir wollen die Grundlagen von „Ja heißt Ja“ beleuchten und kritisch diskutieren.
Welche stillschweigenden Voraussetzungen trägt das Konzept in sich? Kann es Grenzverletzungen und Übergriffe verhindern und zu einer Veränderung der dominanten Sexualkultur beitragen? Was braucht es, um gut „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können? Was verhindert es? Der Workshop bietet eine Einführung in feministische Kämpfe gegen sexualisierte Gewalt, Austausch in Kleingruppen und viel Raum für (kontroverse) Diskussionen.

Mi., 13.04., 18:30 Uhr
Emils Ecke, Emil-Wölk-Str. 5
Bilke Schnibbe
„Ich war ja nicht dabei“
Entsolidarisierung und Abwehrstrategien im Zuge sexueller Gewalt
Vortrag

Sexuelle Gewalt ist auch in linken und progressiven Gruppen ein Problem. Die Mehrheit der Leute, die Fälle mitbekommen, sind ehrlich daran interessiert, Betroffene und nicht Täter zu unterstützen. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Betroffene linke Kontexte, oft nach schmerzhaften Entsolidarisierungen und Kämpfen mit ehemaligen Genoss*innen, letztendlich verlassen (müssen).
Welche konkreten Mechanismen führen dazu, dass sexuelle Gewalttaten von den Beteiligten, aber auch ihren politischen Kontexten, verleugnet werden? Welche Abwehrstrategien zeigen sich in Täterumfeldern und darüber hinaus? Und wie könnten wir dem begegnen?

Mi., 20.04., 18:15 Uhr
JG Stadtmitte
Offenes Plenum
AG Awareness & Unterstützungsarbeit

Die AG[s] Awareness- & Unterstützungsarbeit organisieren Selbstbildung zu dem Themen Awarness und Unterstützungsarbeit und bringen sich in den Aufbau von Strukturen ein, die Awareness bzw. Unterstützungsarbeit in Jena & Thüringen anbieten können. Sie sind Teil des Prozessplenums zu langfristigen Umgangsformen mit sexueller/sexualisierter Gewalt.

Di., 26.04., 18:15 Uhr
Emils Ecke, Emil-Wölk-Str. 5
FLINT-Vernetzung

Wir wollen uns ohne endo cis Männer vernetzen und überlegen, wie wir als FLINT* politisch gegen Sexismus und Patriarchat, auch in den eigenen Reihen, kämpfen und uns unterstützen können. Das treffen wird vorbereitet und moderiert von Das schlechte Gewissen.

Di., 03.05., 18:15 Uhr
Emils Ecke, Emil-Wölk-Str. 5
Offenes Plenum
AG Veranstaltungen

Die Veranstaltungs-AG bemüht sich darum, dass feministische und antisexistische Veranstaltungen in Jena stattfinden. Sie ist Teil des Prozessplenums zu langfristigen Umgangsformen mit sexueller/sexualisierter Gewalt.

 

 

Organisatorisches

Alle Veranstaltungen außer des Workshops mit Rona Torenz am 10.04. werden – wenn nicht noch anders angekündigt – in Präsenz, aber draußen stattfinden. Dadurch möchten wir das Risiko einer Corona-Infektions bei den aktuell hohen Infektionszahlen möglichst gering halten. Bei schlechtem Wetter werden wir die Veranstaltung ins Digitale verlegen: Haltet daher 1-2 Tage vor der Veranstaltung die in Jena üblichen Polit-Kanäle (Stadtgeflüster, Street-Watch-Diskussionsgruppe) sowie diesen blog für etwaige Ankündigungen und die Zugangsdaten für BBB im Auge. Wenn die Veranstaltungen digital stattfinden, starten diese 30 Minuten später. Dadurch möchten wir denjenigen etwas Zeit geben, die von der Verschiebung nichts mitbekommen haben.

Alle unsere Präsenz-Veranstaltungen finden unter 2G-Regeln statt. Zusätzlich bitten wir euch, nur negativ getestet zu unseren Veranstaltungen zu kommen. Denkt an eine Maske.

Sowohl beim Workshop von Rona Torenz als auch bei dem Vortrag von Bilke Schnibbe wird es eine Awareness-Struktur geben, die für euch ansprechbar ist, wenn es euch nicht gut geht. Genauere Infos zur Awareness-Struktur bekommt ihr bevor die jeweilige Veranstaltung losgeht.

Beachtet bitte, dass ihr euch für den Workshop mit Rona Torenz am 10.04. anmelden müsst. Dies könnt ihr per Mail an folgende Adresse tun: anmeldung(at)prozess(punkt)icu

Die Veranstaltenden behalten sich vor, Personen, die rechten Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische, sexistische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind bzw. solche verbreitet haben, sowie Tätern und bekannten Täterschützer_innen den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren oder sie von diesen auszuschließen.

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