Ein Vorschlag zum Anfangen

Sexismus und sexuelle/sexualisierte Übergriffe sind auch in der linken Szene schockierende Normalität, die viel zu wenig schockiert. Das allgemeine Wegsehen, (Ver-)Schweigen, Ignorieren genauso wie Hilflosigkeit, Überforderung und fehlende Strukturen sind Teil des Problems. Es braucht die Solidarisierung mit den Betroffenen und das bedeutet auch praktische Solidarität. Es gilt, den patriarchalen Strukturen, die Übergriffe, Täterschutz und Mackertum ermöglichen, den Kampf anzusagen! Dazu müssen wir überlegen, wie wir das Thema politisch – und das heißt auch innerhalb unserer Strukturen bearbeiten – können.

Ein Anfang kann sein, zu reflektieren, wie euer Verhalten als Gruppe gegenüber  Mackertum und Übergriffigkeit in den eigenen Reihen war und ist:

  • Wie zeigt sich Mackertum in linken Kontexten und auch bei uns in der Gruppe?
  • Wie ist die Geschlechterzusammensetzung bei uns in der Gruppe? Welche Gründe und welche Folgen hat das?
  • Wie sind Arbeit, Verantwortung und Macht verteilt? Wie können wir Bewegung in diese Verteilung bringen?
  • Was sind die Mechanismen, die dazu geführt haben, dass bestimmte Männer geduldet wurden/werden und dass wir ihr unkorrektes Verhalten ignorieren oder tolerieren?
    Kommen vielleicht Genoss*innen nicht mehr? – Haben wir nach Gründen gesucht oder einfach weitergemacht?
  • Haben wir möglichen privaten Kontakt mit bestimmten Männern einfach fortgeführt oder nicht?
  • Inwiefern führt Loyalität zu Täterschutz?
  • Gab es Versuche der Problematisierung und internen Aufarbeitung? – Wie sind die gelaufen? Woran sind sie gescheitert?

Es macht Sinn, ein Verfahren bei Fällen sexueller/sexualisierter Gewalt im Kontext eurer Gruppe zu beschließen, bevor es notwendig wird. Sexuelle/sexualisierte Gewalt ist nichts, worauf individuell und nach Ermessen reagiert werden sollte. Gerade auch, weil Täter häufig Anerkennung genießen und darüber Macht beziehen. Und nicht zuletzt, weil es kacke für Betroffene ist, wenn der Schritt zur Veröffentlichung mit dem Kampf um Anerkennung und Solidarität in der eigenen Gruppe oder Szene einhergehen muss.

  • Wie können, wollen und werden wir Genoss*innen, die (potentiell) von Übergriffen betroffen sind, unterstützen?
  • Wie wird mit Gruppenmitgliedern verfahren, gegen die es konkrete Vorwürfe gibt?
  • Wie gehen wir mit nicht- oder halböffentlichen Vorwürfen um?
  • Und: Wie gehen wir um mit Gruppen, in denen Täter oder Täterschützer*innen organisiert sind, bzw. mit der politischen Zusammenarbeit mit ihnen?
  • Welche Auswirkungen hat das auf private Zusammenhänge? Welche Rolle spielen mögliche persönliche Beziehungen zu Täter, Täterumfeld oder Täterschützer*innen-Umfeld?
  • Das Gleiche gilt für Räume, für die ihr verantwortlich seid: Wer kann sich wie/wo/wann aufhalten?

Wir möchten die FLINTA in eurer Gruppe ermutigen: Tut euch zusammen!
Baut Strukturen auf, die der Selbstbehauptung von FLINTA und der Stärkung ihrer Position dienen! FLINTA-Plena führen dazu, dass Übergriffe schneller aufgedeckt werden und das Problem bewusster wird, und stärken die Wehrhaftigkeit und Handlungsfähigkeit!